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Jeder Mensch kommt mit einer Faust zur Welt

Boxer Ali Saber vom SC Borna ist seit Jahresbeginn deutscher Staatsbürger

Es war ein großer Tag in der an Höhepunkten weiß Gott nicht armen Sportkarriere des Ali Saber. Im thüringischen Halberstadt rang der Mittelgewichtler vom Sportclub Borna Anfang September seinen Konkurrenten Kevin Klein mit technischem K.o. nieder und sicherte sich damit die Internationale Deutsche Meisterschaft (IDM) der German Box Association. Ein Erfolg, der ihn zwei Jahre zuvor gegen den gleichen Gegner noch versagt geblieben war und den sich zu erboxen in der jüngsten Vergangenheit schon drei anderen SC-Faustkämpfern in verschiedenen Gewichtsklassen gelungen war. Eine Leistung indes steht vielleicht noch über den vielen von Ali Saber in seinem mittlerweile reichlich 20 Jahre währenden Sportlerleben erreichten Wettkampferfolgen, aus denen vier Meistertitel in der libanesischen Kickbox-Meisterschaft, ebenso viele sächsische Landesmeistertitel im Boxen sowie drei zweite Plätze bei den Internationalen Deutschen (Box-)Meisterschaften herausragen. Nämlich die gelungene Integration seit seiner Ankunft in Deutschland vor 15 Jahren. Eine Integration, der SC-Präsident Hans-Peter Hofmann großen Respekt zollt. „Ali hat zu keinem Zeitpunkt irgendjemandem auf der Tasche gelegen, er hat sich vielmehr alles allein erarbeitet“, so der 57-jährige amtierende Deutsche Meister im Schwergewicht. Eine Erfolgsgeschichte, die zu Jahresbeginn mit der Zuerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft an den Bornaer Ausnahmeathleten ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. Dazwischen lag für Ali Saber das, worauf sich jeder die Grenzen Deutschlands passierende Flüchtling einzustellen hat, nämlich das Erlernen der deutschen Sprache. Für den gebürtigen Libanesen hatte die Aneignung der Sprache Goethes und Schillers nach eigenen Angaben höchste Priorität. „Ich wollte unbedingt und so schnell wie möglich die deutsche Sprache erlernen, denn wenn ich als Ausländer nach Deutschland komme und hier leben will, dann halte ich dies für eine zwingende Notwendigkeit“, so Ali Saber, der mit der gleichen Zielgerichtetheit unter den geschickten Händen von SC-Trainerlegende Lothar Scheida an seiner sportlichen Entwicklung arbeitete. „Er hat schon sehr gute Fertigkeiten aus seiner Heimat mitgebracht, hinzu kamen seine große Wissbegierde und seine hohe und von Disziplin gekennzeichnete Lernbereitschaft“, bestätigt SC-Präsident Hofmann. Wesenszüge, die sich schnell sportlich auszahlen sollten. „Ali hat eine ganze Reihe von Siegen für unseren Verein erboxt“, so Hans-Peter Hofmann, dessen Verein in den vergangenen Jahren einige Erfahrungen mit der (sportlichen) Integration von Menschen mit einem Migrationshintergrund sammeln konnte. Allein in der aktuellen Situation helfen Erfahrungen nur bedingt, vielmehr bedarf ein Verein wie dem Bornaer Sportclub, der aktuell rund 30 Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien betreut, schneller und unbürokratischer Hilfe. Allein die Realität sieht anders aus. „Oberbürgermeisterin Simone Luedtke hat uns zwar dankenswerter Weise beim Verteilen auf andere Sportvereine sehr unterstützt, seitens des Landratsamtes haben wie bislang allerdings noch keine befriedigenden Antworten erhalten.“ Antworten auf die Frage, an welchen Übungsgeräten und mit welcher Ausrüstung die neuen Vereinsmitglieder trainieren sollen. Eine prompte Antwort hingegen erhält, wer Ali Saber darauf anspricht, wie er als junger Mann zum Boxen gekommen ist. Der 39-jährige formt eine Faust und meint mit hintergründigem Lächeln, dass doch schließlich jeder Mensch so zur Welt kommen würde. Was auf dieser Welt für den Bornaer Mittelgewichtler sportlich noch drin sein könnte, darüber werden die kommenden Monate Auskunft geben. „Priorität hat die zweifache Verteidigung des IDM-Titels bis zum nächsten Sommer, damit der Gürtel in den Besitz des Sportclubs übergehen kann, darüber hinaus liebäugele ich damit, bis zu meinem Karriereende wenigsten noch einige Kämpfe im Profilager bestreiten zu können.“ Roger Dietze (Bornaer Stadtjournal 24/2015)

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